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Samen Maier Blog

Linsen neu entdeckt

verfasst von DI Doris Kampas am 1. April 2021
in Gartenjahr, April

Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen

Dass Aschenputtel Linsen auslesen musste, war zwar der Bösartigkeit ihrer Stiefschwestern geschuldet, doch im Linsen-Auslesen steckt ein realer Hintergrund. Da Linsen eine Stützfrucht benötigen, wurden sie in Mischkultur mit Getreide wie Hafer und Gerste oder mit Leindotter angebaut. Die Ernte war eine Mischung aus verschiedenen Körnern und Linsen, dazu kamen Spelzen, Hülsenreste, kleine Erdklumpen und Steinchen. In viel Handarbeit mussten die Linsen ausgelesen und gereinigt werden. Im deutschsprachigen Raum ist der Linsenanbau heute selten geworden, erlebt aber regional eine Renaissance. Für experimentierfreudige Gärtner*innen ist der Anbau von Linsen im eigenen Garten ein besonderes Erlebnis.  Wie der Linsen-Anbau gelingt und viel Wissenswertes rund um die eiweißreiche Wunderfrucht erfährst Du, wenn Du weiterliest.

Reise rund um die Welt

Wie so viele unserer Kulturpflanzen stammt auch die Linse aus dem „fruchtbaren Halbmond“, das ist jene Gegend, in der die Menschen schon im 10. bis 12. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung mit dem Ackerbau begannen. Das Gebiet erstreckte sich halbmondförmig vom heutigen Iran und Irak über Nordsyrien, den Libanon, Israel, Palästina, Jordanien bis schließlich in den Norden Ägyptens. 

Neben verschiedenen Getreidearten wie Einkorn und Emmer brachten Einwanderer aus dem afrikanischen und kleinasiatischen Raum neben anderen Hülsenfrüchten auch Linsen nach Mitteleuropa. Damit leisteten sie einen wesentlichen Beitrag vom Übergang der Jäger- und Sammlerkulturen zur Sesshaftigkeit der Menschen in der Jungsteinzeit. 

Der Linse kam bis vor etwa hundert Jahren als eiweißreiche Frucht eine besondere Bedeutung zu, zumal sie auch auf kargen Böden hervorragend gedeiht. Mit ihren vielen wertvollen Inhaltsstoffen wie Magnesium, Eisen, Zink, Kupfer, verschiedenen Spurenelementen und B-Vitaminen war sie ein wichtiger Bestandteil der oft fleischarmen Ernährung der breiten Bevölkerung. Mit der Industrialisierung des Ackerbaus wurde die etwas mühsam anzubauende Linse im deutschsprachigen Raum als Kulturfrucht verdrängt. Heute erhalten wir unseren Linsen aus Indien, Kanada, der Türkei oder den USA.

Allerdings werden die Linsen von verschiedenen kleinräumigen Initiativen und Erzeugergemeinschaften wiederentdeckt und z.B. in Schwaben oder dem Burgenland angebaut.

Zart und vielfältig

Linsen zählen ebenso wie Erbsen und Bohnen zur Familie der Hülsenfrüchte, innerhalb dieser Familie gehören sie botanisch zu den Schmetterlingsblütlern. Unsere Speiselinsen stammen wahrscheinlich von der wilden „Lens orientalis“. Im Laufe der Jahrtausende entstanden durch Auslese und Züchtung viele verschiedene Sorten. 

Die Linse ist ein zartes Pflänzchen, sie wird etwa 20-40 cm hoch. An ihrem verzweigten Stängel wachsen zarte Fiederblättchen, die aus 4-8 Fiederpaaren bestehen. Aus dem Ende jedes Fiederblattes entwickeln sich Ranken, mit denen sich die Linse an verschiedenen Stützen festklammert, um besser der Sonne entgegen wachsen zu können. 

Linsenblüten bestechen mit ihren schönen weißen, blauen bis zart violetten Blüten. Nach der Befruchtung bilden sich etwa 10-15 cm lange Hülsen, in denen die kleinen Linsensamen heranreifen. Die Linse blüht über mehrere Monate von Mai bis September, erntereife Linsen gibt es gestaffelt von Juni bis Oktober. In der Landwirtschaft wird die Pflanze dennoch nur einmalig im Herbst geerntet und alle Samen werden gemeinsam ausgedroschen. Im Vergleich zu Getreide oder anderen Hülsenfrüchten wie Erbsen oder Bohnen fällt der Ertrag je Fläche gering aus.

Neben den bekannten, braunen Tellerlinsen gibt es rote und gelbe Linsen, die vorwiegen in indischen Dal Gerichten oder Currys verwendet werden, Berglinsen, französische Puy-Linsen (grün-schwarz gesprenkelt) und Belugalinsen – das sind kleine, schwarze Linsen, die an Kaviar erinnern und daher auch Kaviarlinsen genannt werden.

Linsen im Garten anbauen

Suche für den Anbau im Garten ein möglichst karges Plätzchen aus. Ein kalkhaltiger und sandiger, aber nährstoffarmer Boden ist ideal. Dazu sollte der Platz für den Linsenanbau warm und sonnig sein. 

Entferne vor dem Anbau Unkräuter sehr gründlich, denn Linsen lassen sich leicht von anderen Pflanzen verdrängen. Baue Linsen im April bis etwa Mitte Mai an, der Boden soll abgetrocknet und nicht zu feucht sein. Lege die Samen in eine Tiefe von etwa 4-5 cm. So verhinderst du, dass Vögel die Linsensamen aus dem Boden picken. Der Abstand in der Reihe beträgt 5 cm, zwischen den Reihen 15-20 cm. Stelle den Linsen eine Rankhilfe zur Verfügung, z.B. Zweige, Ranknetze oder ein Drahtgeflecht (z.B. einen alten Maschenzaun).
Gieße die Linsen nur mäßig, denn die Pflanzen sind bei hoher Feuchtigkeit anfällig gegenüber Fußkrankheiten. Das sind Pilze, die den unteren Stängelbereich befallen und zum Abfaulen führen.

Düngen brauchst Du die Linsen nicht, denn sie können mit Hilfe von bestimmten Bakterien Stickstoff aus der Luft binden und sich selbst ernähren. Jäte regelmäßig Beikräuter, damit sie die schwachwüchsigen Linsen nicht überwuchern.

Die Linsen reifen von unten nach oben, ab Ende August beginnt die Ernte. Auf einer Pflanze befinden sich reife Samen neben Blüten oder jungen Hülsen. Ernte die reifen Samen ab, kurz bevor die Hülsen aufplatzen. Ist dir das einzelne, händische Abernten zu mühsam? Dann reiße die ganze Pflanze aus, sobald die ersten Linsen reif sind und hänge sie kopfüber über einem Tuch auf. Die Samen reifen in den noch geschlossenen Hülsen nach und fallen schließlich aus den Hülsen. Manchmal musst du etwas nachhelfen und die Samen aus den Hülsen klopfen. Zum Abschluss darfst du Aschenputtel spielen, denn die Linsen müssen gründlich von Hülsenresten getrennt werden.

Aufbewahren und genießen

Bewahre die trockenen Linsen in einem Glas oder einer Dose auf. Weiche Sie vor dem Kochen etwa drei bis vier Stunden ein und koche sie anschließend weich. Mit Linsen kannst du wunderbare Gerichte zubereiten. Z.B. Currys mit Linsen und Reis, Linsensuppe, Linsensalat, Linseneintopf, klassisch mit Knödeln oder schwäbisch mit Spätzle. 

Fotocredits:
©bio-garten
©adobestock

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