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Samen Maier Blog

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

verfasst von DI Doris Kampas am 15. August 2021
in Gartenjahr, August

Natürlich behandeln. Manchmal kommen sie in Scharen – plötzlich und unerwartet. Ratz fatz sind deine Lieblinge angestochen, ausgesaugt oder weggeknabbert. Die Rede ist von Läusen, Raupen, Milben und anderem Getier.

Doch keine Sorge, es gibt sie, die biologischen Lösungen, die deine Pflanzen vor einem Befall schützen oder danach heilen. Und das Tollste: viele Mittel stellst du ganz einfach selbst her, andere sind kostengünstig zu bekommen.

Vorbeugen und abwehren

Keine Frage – wie für uns Menschen ist es auch für die Pflanzen sinnvoll, bestimmten Krankheiten von vornherein keine Chance zur „Andockung“ zu geben. Und Blattläuse, Spinnmilben, Raupen, Käfer und verschiedene Pilze sind für Pflanzen nicht nur die häufigsten, sondern auch gefährlichsten Krankheiten. 

Um deine Pflanzen vorbeugend vor einer Infektion zu schützen, stehen dir drei Strategien zur Verfügung.

  • aus dem Weg gehen
  • Aussperren
  • Stärken

Aus dem Weg gehen

Mittlerweile haben wir es alle gelernt, doch schon vor Corona bist du der verschnupften, hustenden Kollegin sicher lieber aus dem Weg gegangen. 

Deine Pflanzen können zwar nicht gehen, aber du kannst ihnen helfen.

Eine einfache Möglichkeit ist die Fruchtfolge. Hierfür setzt du bestimmte Gemüsearten und ihre nahen Verwandten im Lauf der Jahre immer wieder an einen anderen Platz. Schädlinge oder Pilze, die oft sehr spezialisiert im Boden auf ihre Opfer warten, werden ausgehungert. Typische Beispiele sind verschiedene Fußkrankheiten (Fusarium) bei Bohnen oder Erbsen, die Wurzeln und Stengelgrund der Pflanzen zum Absterben bringen. In den folgenden Jahren solltest du auf diesem Beet keine Hülsenfruchte anbauen. 

Eine andere Variante ist mit etwas mehr Aufwand verbunden, aber dafür umso effektiver. Setze Pflanzen, die unter Feuchtigkeit leiden, unter ein Dach oder noch besser ins Gewächshaus. Tomaten, Melonen und Gurken schonst du so vor lästigen Pilzerkrankungen wie Braunfäule oder Mehltau.

Aussperren

Kohlpflanzen wie Kohlrabi, Kraut, Wirsingkohl, Kohlsprossen oder Brokkoli sind besondere Opfer. Vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst werden sie nacheinander von Erdflöhen, Kohltriebrüsslern, Rapsglanzkäfer und schließlich dem Kohlweißling überfallen. Davon abgesehen kommen noch die weniger spezialisierten Schädlinge wie Blattläuse oder Weiße Fliege zu Besuch. Du musst also schon besonderes Glück haben, einen gesunden Kohlrabi oder ein unversehrtes Kraut zu ernten. 

Das hilft: decke dein Kohlgemüse direkt nach der Aussaat oder der Pflanzung mit einem sehr feinmaschigen Insektennetz ab. Dieses verhindert das Zuwandern aller Schädlinge von außen. Falls du kein Netz zur Hand hast, verwende einfach einen alten, durchsichtigen Vorhang aus Omas Schatzkiste.

Decke empfindliche Pflanzen mit einem Insektennetz ab – ein alter Vorhang tut´s aber auch

Aussperren kannst du übrigens auch Schnecken, die gefräßigsten aller Schädlinge. Besonders einfach gelingt das in einem Hochbeet mit Hilfe einer Schneckenschutzkante. Doch auch rund ums Gemüsebeet kannst du Schneckenzäune errichten, die den Großteil der gefräßigen Tiere fernhalten.

Stärken

Schädlinge und Pilzerkrankungen können gesunden Pflanzen weniger anhaben als schwachen.

Um kräftig zu wachsen benötigen Pflanzen einen guten, humosen Boden, eine ausgewogene Ernährung mit Nährstoffen und Spurenelementen, ausreichend Wasser, Sonnenlicht und natürlich Liebe. So entwickeln sie nicht nur stabile Wurzeln, Stängel und Blätter, sondern auch sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die Schädlinge direkt abwehren bzw. vergrämen.

Neben einer ausgewogenen biologischen Düngung kannst du deine Pflanzen zusätzlich mit selbstgemachten Brühen, Jauchen oder Tees widerstandsfähiger machen. Eine Anleitung und einige Rezepte findest du im Beitrag weiter unten.

Behandeln und heilen

Gegen Massenangriffe haben auch gesunde Pflanzen keine Chance. Hier hilft nur mehr deine rettende Hand, um Gemüse, Stauden oder Rosen wieder zum Blühen und Gedeihen zu bringen.

Mechanisch entfernen

Deine Hand ist tatsächlich die Wunderwaffe Nummer eins. Mit ihr befreist du deine Gewächse von vielen unliebsamen Nutznießern. Klaube Schädlinge wie Raupen ab, Läuse streifst du am besten mit einem Tuch ab und bei einem abendlichen Gang durch den Garten sammelst du täglich die Schnecken ein. Untersuche deine Pflanzen auf Eigelege von Kohlweißlingen. Weiße Fliegen erwischt du, wenn du die Pflanzen schüttelst und die aufschwirrenden Fliegen mit einem Staubsauger einsaugst. Klebrige Läuse oder Spinnmilben entfernst du als erste Hilfe Maßnahme mit einem starken Wasserstrahl – natürlich darf er nur so stark sein, dass du die Blätter nicht verletzt.

Sammle Kohlweißlingsraupen per Hand ab, bevor es zu spät ist

Wichtig: ziehe immer dünne Handschuhe an, denn vor allem Raupen scheiden oft brennende Substanzen aus, die zu Hautschäden führen können.

Direkt behandeln

Selbstgemachte Jauchen und Co dienen nicht nur zur Stärkung der Pflanzen, sondern behandeln ganz gezielt bestimmt Krankheiten oder vertreiben Schädlinge.

Eine genaue Anleitung dazu findest Du direkt hier.

Jauchen, Brühen und Tees – selbstgemacht

Aus verschiedenen Wildkräutern und Gewürzen wie Brennnessel, Ackerschachtelhalm oder Knoblauch zauberst du Mittel, die deine kranken Pflanzen stärken und heilen.

Durch das Abkochen oder Vergären werden aus den Pflanzen bestimmte Inhaltsstoffe wie Kieselsäure, Gerbsäure oder Vitamine ausgewaschen. Diese Inhaltsstoffe entfalten bei der Behandlung direkt ihre Wirkung.

Beachte folgende Punkte, bevor du loslegst:

  • Sammle Wildpflanzen nur an Stellen, wo nicht gespritzt wird.
  • Verwende IMMER Handschuhe!
  • Platziere Jauchetonnen weder vor deiner noch vor der Terrasse deiner Nachbarn. 
  • Verwende zur Zubereitung weiches Wasser oder Regenwasser. 
  • Nimm alte, ausrangierte Gefäße, die du nicht mehr zum Kochen brauchst.
  • Fülle Jauche-, Brühen- oder Teereste nie in Getränkeflaschen, einer deiner Lieben könnte davon trinken und sich im schlimmsten Fall vergiften.

Brennnesseljauche

Die Brennnesseljauche bekämpft im Gegensatz zur landläufigen Meinung Blattläuse und Co nicht, hat aber eine pflanzenstärkende Wirkung. Wenn du dein Gemüse und deine Stauden regelmäßig mit der Jauche gießt, wachsen sie kräftig und gesund. Brennnesseln enthalten viel Stickstoff, Vitamine und Spurenelemente. 

So setzt du die Jauche an:

Sammle 1-2 kg frische Brennnesseln und gieße sie in einem Fass mit 10 Liter Wasser auf. Rühre danach mit einem Holzstab gründlich um und decke das Fass mit einem feinmaschigen Gitter oder Netz ab, damit keine Tiere hineinfallen.

Danach ist tägliches Rühren angesagt. Nach einigen Tagen beginnt die Jauche zu gären, schäumt auf und riecht entsprechend. Mit einer Handvoll Gesteinsmehl kannst du die Geruchsbelästigung ein wenig abmildern.

Nach etwa zwei Wochen ist die Gärung beendet, die Pflanzen setzen sich auf den Boden ab. Deine Jauche ist fertig. 

Verdünne sie für größeren Pflanzen 1:10 mit Wasser und gieße alle 2 Wochen. Für das Angießen von Jungpflanzen oder Sämlingen musst du die Jauche 1:20 oder 1:25 verdünnen, da sie sonst zu „scharf“ ist.

Ackerschachtelhalm-Brühe

Ackerschachtelhalm oder Zinnkraut enthält Kieselsäure.  Diese lagert sich direkt in die Zellwände der Pflanzen ein und macht sie härter. Parasitäre Pilze, wie z.B. Mehltau oder Rosenrost dringen in Zellen ein und leben vom Pflanzensaft. Durch die gestärkten Zellwände schaffen es die Pilze jedoch kaum, die Pflanzen bleiben gesund.

So setzt du die Brühe an:

Setze 1 kg frischen Ackerschachtelhalm mit 5 Liter Wasser an und lasse die Mischung etwa 1 Tag lang stehen. Koche das Gebräu danach auf, es soll a. 30 min leicht köcheln. 

Verdünne die abgekühlte Brühe 1:5 und übersprühe damit deine Pflanzen. Ackerschachtelhalmbrühe wirkt vorbeugend (sprühe dazu alle 1-2 Wochen) und heilend. Bei schon befallenen Pflanzen wachsen die Pilze nicht mehr weiter und neue Triebe bleiben gesund.

Eine Brühe aus Ackerschachtelhalm schützt vor Pilzkrankheiten

Knoblauch-Tee

Knoblauch enthält schwefelartige Verbindungen, Jod und viele Vitamine. Knoblauch wirkt antibakteriell und keimhemmend. Im Garten bekämpfst du mit dem Tee Pilze, Blattläuse und Milben.

So setzt du den Tee an:

Zerkleinere 100 g frischen Knoblauch inkl. Schalen und übergieße ihn mit 1,5 Liter kochend heißem Wasser. Lasse den Tee einige Stunden ziehen, damit alle Wirkstoffe in die Flüssigkeit übergehen.

Wende den Tee unverdünnt an und besprühe die Pflanzen damit an den befallenen Stellen.

Rainfarn-Tee

Rainfarn wächst an Wegböschungen und wirkt gegen Insekten aller Art – also z.B. Blattläuse, Raupen (z.B. Frostspanner) und Käfer. Er entfaltet seine Wirkung auch gegen Milben (z.B. Spinnmilben). Achtung beim Umgang mit Rainfarn: er ist auch für den Menschen giftig. Verwende daher immer Handschuhe.

So setzt du den Tee an:

Verwende getrocknete Blüten und Blätter – etwa 60 g für 1,5 Liter Wasser. Überbrühe das Kraut mit kochendem Wasser und lasse es 5-6 Stunden ziehen.

Verdünne den Tee 1:3 bis 1:5 und behandele damit die befallenen Pflanzenteile.

Pflanzenkrankheiten mit einfachen Mitteln vorzubeugen und zu heilen, spart nicht nur Geld, sondern ist auch gut für die Umwelt. Am besten gelingt es dir, wenn du deine Pflanzen regelmäßig kontrollierst und schon bei den ersten Anzeichen handelst.

Fotocredits:
©bio-garten
©adobestock

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