„Who is Who“: auf Käfersuche

Löchrige Blätter, angeknabberte Wurzeln oder kahlgefressene Baumkronen. Hinter vielen dieser Pflanzenschäden steckt eine Gruppe an Tierchen, die stets Appetit hat: Käfer. In unseren heimischen Gärten und am Balkon kommen einige gefräßige Käfer besonders häufig vor und sie sind nicht leicht zu unterscheiden. Im Beitrag stellen wir dir das „Who is who“ der lästigen Käfer vor, wie du sie erkennst und deine Pflanzen vor ihnen schützt.

Dickmaulrüssler

Auch gefurchter Dickmaulrüssler oder Breitmaulrüssler genannt, gehört zur Familie der Rüsselkäfer. Der Käfer schlüpft ab Anfang Juni bis Ende Juli und ist etwa einen Zentimeter groß. Er ist grau-braun, seine Flügeldecken am Rücken weisen schmale, parallele Furchen auf. Sein Kopf verschmälert sich nach vorne und mündet im für den Käfer typischen Rüssel. Zu Gesicht bekommst du ihn nur zu später Stunde, da er nachtaktiv ist und sich tagsüber versteckt. 

In den ersten Wochen seines Käferlebens ist der Dickmaulrüssler besonders gefräßig. Die Weibchen legen den Sommer hindurch mehrere hundert Eier in der Nähe der Nahrungspflanzen ihrer Larven ab. Die erwachsenen Käfer überwintern gut versteckt und legen im nächsten Jahr weitere Eier in die Erde – dies ist mehrere Jahre hindurch möglich.  Die Larven schlüpfen nach etwa drei Wochen und verbleiben bis zu ihrer Verpuppung im folgenden Frühjahr in der Erde. Dort knabbern sie an Wurzeln und Wurzelhals verschiedener Pflanzen. Die Verpuppung beginnt im Mai und dauert etwa 3-4 Wochen, anschließend schlüpfen die jungen Käfer und der Zyklus beginnt von vorne.

Aussehen der Dickmaulrüssler-Larven: Sie sind bis zu 1 cm groß, weiß gefärbt und haben eine braune Kopfkapsel. Typisch ist, dass sie keine Beine haben.

Diesen Schaden richten die Dickmaulrüssler an: Die erwachsenen Käfer knabbern an den Blättern zahlreicher Zier- und Nutzpflanzen. Zu ihren Lieblingsspeisen zählen Kirschlorbeer, Rosen, Liguster, Azaleen, Hortensien und andere Stauden. Auch Erdbeeren oder Weinblätter stehen am Speiseplan. Den Fraß der Dickmaulrüssler-Käfer erkennst du leicht an den typischen, buchten- bzw. halbkreisförmigen Fraßstellen an den Blatträndern. Gefährlicher ist der Fraß der Larven an Wurzeln und Wurzelhals. Vor allem junge Pflanzen fallen leicht um oder sterben zur Gänze ab.

So bekämpfst du den Dickmaulrüssler:

  • Einsammeln: die Käfer findest du entweder tagsüber versteckt unter Töpfen und Untersetzern oder in der Nacht – bewaffnet mit einer Taschenlampe – fressend auf den Pflanzen.  Die Larven sind in der Erde versteckt, v.a. in frischer Gartenerde. Suche deine Blumentöpfe oder Tröge regelmäßig ab.
  • Nematoden: gibt es sowohl gegen erwachsene Käfer, also auch gegen die Larven. Die Nematoden gegen die Käfer werden von Juni bis Herbst angewendet, gegen die Larven im Frühjahr und Herbst.

Maikäfer

Der Maikäfer gehört zur Familie der Blatthornkäfer. Seinem Namen entsprechend kommt der Maikäfer Anfang Mai aus der Erde. Der Maikäfer ist 2-3 cm groß, braun bis rotbraun mit dunklem Halsschild. Die langen Fühler am Kopf enden in fächerförmigen Spitzen, in denen sich tausende Geruchsnerven finden. Diese helfen bei der Partnersuche. Maikäfer schwärmen in den Abendstunden massenhaft aus, paaren sich und fressen anschließend ganze Baumkronen kahl. Innerhalb der nächsten 4-6 Wochen legen die Weibchen bis zu 3-mal Eier in etwa 25 cm Tiefe in den Boden, anschließend sterben sie. Nach etwa einem Monat schlüpfen die Engerlinge, die zunächst von feinen Faserwurzeln leben, später fressen sie auch größere Wurzeln. Die Engerlinge bleiben 3- 4 Jahre im Boden, häuten sich mehrere Male und werden dabei immer größer. Je nach Außentemperatur wandern sie im Boden zwischen 20 und 100 cm Tiefe, um vor Kälte geschützt zu sein. Im Herbst des letzten Jahres schlüpft der erwachsene Maikäfer, der allerdings erst im folgenden Frühjahr aus dem Boden kommt. 

Aussehen der Maikäfer-Larven: Sie werden bis zu 6 cm groß, sind cremeweiß mit braunem Kopf und einem dunklen, fast schwarzen Hinterteil. Die Engerlinge haben in der vorderen Körperhälfte 6 Beine. Auf einer glatten Oberfläche bewegen sie sich seitlich gekrümmt. 

Diesen Schaden richten die Maikäfer an: Die erwachsenen Maikäfer fressen in den Baumkronen verschiedener Laubbäume und Sträucher, z.B. von Eiche, Buche, Ahorn, Marille, Kirsche, Zwetschke, aber auch Wein, Holunder oder Haselnuss. Durch den frühen Fraß gelingt es den Bäumen im Juni wieder ausreichend neue Blätter zu bilden, sodass sie keinen nachhaltigen Schaden nehmen. 
Gefährlicher ist der Fraß der Engerlinge, die an den Wurzeln junger Bäume und Pflanzen knabbern und diese bei starkem Befall zum Absterben bringen können. Zu ihren Lieblingsspeisen zählen die Wurzeln von Obst- und Waldbäumen genauso wie von Wiesenblumen und Gräsern. 

So bekämpfst du den Maikäfer:

  • Absammeln: Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Maikäfer händisch eingesammelt, ganze Schulklassen wurden dazu „abgestellt“. Bei massenhaftem Auftreten ist diese Maßnahme auch heute sinnvoll. 
  • Netze: die Baumkronen kannst du mit Netzen vor dem Käferfraß schützen, ebenso die Flächen unter Bäumen, indem du ein engmaschiges Insektennetz auflegst, das die Maikäfer bei der Eiablage behindert.
  • Nematoden: zur Bekämpfung der Engerlinge. Diese dringen über die Körperöffnungen ein und bringen die Engerlinge zum Absterben. Gieße Nematoden im August/September, wiederhole die Anwendung im folgenden Frühjahr. 

Junikäfer

Der Junikäfer, auch gerippter Brachkäfer genannt, gehört wie der Maikäfer zur Familie der Blatthornkäfer. Anders als dieser, fliegt und paart sich der Junikäfer erst im Juni. Der Junikäfer ist 1,4 – 1,8 cm groß, hellbraun und seine Flügeldecken haben Rillen. Markant ist seine starke Behaarung an der Basis, rund um seine Flügel und den Kopfbereich. Paarung und Fraß erfolgen in der Dämmerung. Während die Männchen direkt nach der Paarung sterben, legen die Weibchen Anfang Juli die Eier und sterben danach. Die Eiablage erfolgt in den Boden von Wiesen, Rasen oder in die Nähe von Zierpflanzen. 
Die Engerlinge schlüpfen nach wenigen Wochen und fressen anschließend an den Pflanzenwurzeln. Der Zyklus des Junikäfers beträgt 2-3 Jahre, wobei er sich jedes Jahr erneut häutet und dabei immer größer wird. Der erwachsene Käfer schlüpft im selben Jahr, in dem der Junikäfer aus der Erde fliegt.

Aussehen der Junikäfer-Larven: Die Engerlinge werden bis zu 5 cm groß, sie sind gelblich-weiß mit braunem Kopf und 3 Beinpaaren.  Sie sind von Maikäfer-Larven vor allem durch ihre Art der Fortbewegung zu unterscheiden. Sie bewegen sich auf glatter Oberfläche in Bauchlage vorwärts. 

Diesen Schaden richten die Junikäfer an: Die erwachsenen Junikäfer fliegen in der Dämmerung aus und ernähren sich von Blättern und Blüten. Dabei machen sie keinen Unterschied zwischen Laubbäumen, Sträuchern, Obstbäumen oder anderen Ziergehölzen. Da der Junikäfer relativ kurz lebt, erholen sich die Pflanzen aber rasch von der Fressattacke.  Einen größeren Schaden richten die Engerlinge (Larven) an. Sie fressen vor allen an Wurzeln von Gräsern, Wiesenpflanzen, und kleineren Nutz- und Zierpflanzen. Dies kann zu Totalausfällen führen, im Rasen entstehen große kahle Stellen. 

So bekämpfst du den Junikäfer:

  • Abdecken: decke Rasen und anderen Flächen mit einem Netz ab, um die Junikäfer an er Eiablage zu hindern. Richtiger Zeitpunkt ist, wenn du die ersten Schwärme entdeckst.
  • Bodenbearbeitung: da die Engerlinge sich in geringer Tiefe aufhalten, störst du sie durch regelmäßiges Hacken des Bodens. Beim Rasen hilft vertikutieren.
  • Nematoden: zur Bekämpfung der Larven. Gieße betroffene Flächen von August bis September mit Nematoden.

Rosenkäfer

Auch der Rosenkäfer gehört zur Familie der Blatthornkäfer. Der erwachsene Käfer unterscheidet sich zwar wesentlich von den anderen Käfer-Arten, seine Larven können jedoch leicht verwechselt werden. Der Käfer ist 2-3 cm groß und glänzt am ganzen Körper metallisch-grün bis gold-gelb. Er ernährt sich von Pflanzensäften, z.B. von Nektar, verletzen Pflanzen aber auch von Obst. Zudem mag er Blütenblätter und Staubgefäße. Die Larven fressen abgestorbenes organisches Material, ihr bevorzugter Aufenthalt ist daher im Kompost oder auf Holzresten.
Die Larven sehen den Engerlingen von Mai- und Junikäfer zum Verwechseln ähnlich, sind allerdings mit max. 4 cm Größe etwas kleiner. Ihr Vorderkörper ist schmäler als ihr Hinterkörper, typisch ist ihre geradlinige Fortbewegung auf glatter Oberfläche. 
Der Rosenkäfer ist nicht als Schädling eingestuft, im Gegenteil, er steht sogar unter Naturschutz.Sollte er sich über deine Beeren oder Blumen hermachen, hilft also nur Absammeln. Der ideale Zeitpunkt dafür ist frühmorgens, da er hier noch recht unbeweglich ist. Setze die gesammelten Rosenkäfer sanft an anderer Stelle aus.

Fotocredits:
©adobestock

Text:
DI Doris Kampas