Kohl und Co: diese Tierchen haben ihn zum Fressen gern
Das Buffet ist ordentlich gedeckt. Zarte, wohlschmeckende Häppchen wechseln sich mit bekömmlichen Hauptgerichten ab. Plötzlich kommt eine große Gruppe an hungrigen, ungeladenen Gästen durch die Gartentüre und bedient sich schamlos. So oder so ähnlich lassen sich all jene Tierchen beschreiben, deren Haupt – oder sogar ausschließliche Mahlzeit Pflanzen aus der Familie der Kreuzblütengewächse sind.
Kreuzblütengewächse, oder umgangssprachlich Kohlgewächse, sind erstaunlich vielfältig. Gemüse aus dieser Gruppe wachsen sicher auch in deinem Garten. Alle diese Pflanzen sind botanisch sehr eng miteinander verwandt. Sie enthalten – in unterschiedlichen Anteilen und chemischen Verbindungen – Senfölglykoside. Diese Stoffe sind verantwortlich für den etwas scharfen, „kohligen“ Geschmack und den typischen Kohlgeruch. Dieser so ausgeprägte Geruch lockt leider viele verschiedene Schädlinge an, die ihre Wirtspflanzen schon aus großer Entfernung wittern.
Um zu wissen, welche Pflanzen von den Kohlschädlingen bedroht sind, findest du in der folgenden Tabelle eine Auflistung aller Kohlgemüse-Arten:
Diese Tiere befallen Kohlpflanzen besonders gern
Erdflöhe
Der Name dieser lästigen kleinen Tierchen ist etwas verwirrend, denn es handelt sich bei ihnen nicht um Flöhe, sondern um Käfer. Der Floh im Erdfloh weist auf seine große Sprungkraft hin. Versuchst du den Käfer zu fangen, so schnell ist er sofort empor.
Schadbild
Im zeitigen Frühjahr treten die schwarzen oder gelb/schwarz gestreiften Käfer plötzlich in Scharen auf und fressen kleine Löcher in die junge Blätter eben gekeimter Pflanzen. Die Blätter sehen aus wie mit Stopfnadeln durchlöchert. Da die Widerstandskraft der kleinen Keimlinge noch schwach ist, kann ein Erdflohbefall die erste Aussaat an Radieschen, Kohlrabi und Co vollkommen vernichten. Eine zweite Erdflohgeneration im Spätsommer/Herbst richtet wesentlich weniger Schaden an.
Vorbeugung und Abwehr
Erdflöhe mögen weder Feuchtigkeit noch Ruhestörung. Gieße dein Gemüse daher regelmäßig, am besten früh morgens. Hacke rund um die jungen Pflanzen die Erde täglich auf. Bei dauerhafter Störung wandern die lästigen Käfer lieber an einen ruhigeren Ort ab. Eine härte Abwehr ist das Stäuben von Gesteinsmehl. Streue es direkt über die Blätter. Das fein gemahlene Gestein verklebt die Kauwerkzeuge der Erdflöhe und verdirbt ihnen den Appetit.
Da Erdflöhe von außen zuwandern ist die beste Abwehr die Vorbeugung. Bedecke die Aussaat oder frisch gesetzten Pflanzen mit einem feinmaschigen Insektennetz. Dann haben die Erdflöhe keine Chance, an die jungen Pflanzen heranzukommen.
Kohltriebrüssler
Vor wenigen Jahren bin ich diesem kleinen Tierchen zum ersten Mal begegnet. Im Juni waren die Blätter meiner Kohlrabis und Kohlsprossen plötzlich von gefühlten hunderten kleinen Käfern übersät. Nach einiger Recherche konnte ich die flinken Insekten als Kohltriebrüssler identifizieren.
Der Kohltriebrüssler tritt seit einigen Jahren vor allen in Regionen mit Rapsanbau vermehrt auf. Im Frühling legen die Weibchen – die zuvor unter Laub oder Ernteresten überwintert haben, ihre Eier in die Stängel der Rapspflanzen. Die Larven fressen darin und verpuppen sich nach einiger Zeit im Boden. Im Juni schlüpfen die erwachsenen Käfer. Für ihren Reifungsfraß überfallen sie unter anderem in unsere Gärten alle Kohlgewächse.
Schadbild
Die Käfer fressen Löcher in die Blätter, oft knabbern sich auch nur die oberen Blattzellen – also die „Haut“ der Blätter – ab, Dadurch entstehen zahlreiche, kleine weiße Flecken auf den Blättern. Ein starker Befall kann zum Absterben der ganzen Pflanzen führen.
Vorbeugung und Abwehr
Die 2-3 mm großen, flotten Käfer lassen sich bei Gefahr sofort fallen – es ist nahezu unmöglich, sie einzufangen. Eine direkte Bekämpfung ist biologisch nicht möglich, du kannst dein Kohlgemüse nur vorbeugend schützen. Da die Käfer von außen zuwandern ist die einzige wirksame Methode das zeitgerechte Abdecken der Pflanzen mit einem Insektennetz.
Kohlweißling
Im Hochsommer, also von Juli bis August, vereinzelt auch noch im September, fliegen die die erwachsenen Schmetterlinge des Kohlweißlings. Genauer gesagt gibt es 2 Kohlweißlings-Arten: den großen und den kleinen Kohlweißling.
Die Schmetterlinge sind weiß mit schwarzen Flügelspitzen und einem (kleiner Kohlweißling) oder zwei (großer Kohlweißling) schwarzen Punkten auf jeder Flügelseite.
Nach einem auffälligen Paarungsflug legen die Weibchen ihre Eier an die Blattunterseite von allen Kohlgemüse-Arten, die sie finden können.
Schadbild
Sobald die Raupen geschlüpft sind, beginnen sie unaufhörlich zu fressen. Ihr Appetit ist so groß, dass sie innerhalb eines Tages die ganze Pflanze bis auf die Blattrippen kahlfressen können.
Vorbeugung und Abwehr
Vorbeugend hilft wieder das bewährte Insektennetz, das den Kohlweißling an der Eiablage hindert. Im Sommer kann es darunter allerdings zu einem Hitzestau kommen.
Besser ist es, wenn du deine Pflanzen regelmäßig auf Eier (diese sind gelblich, oval und gerillt) überprüfst und diese sofort mit der Hand oder einem feuchten Tuch entfernst. Die Eier sind auf der Blattunterseite. Während der große Kohlweißling ganze Eipakete ablegt, findest du vom kleinen Kohlweißling nur einzelne Eier – diese sind leicht zu übersehen. Kontrolliere daher auch täglich auf Raupen. Beim kleinen Kohlweißling sind diese klein und grün, beim großen Kohlweißling grün und gelb gestreift, behaart, mit schwarzen Punkten und kaum zu übersehen. Sammle die Raupen unbedingt mit Handschuhen ab, denn sie sondern Abwehrstoffe ab, auf die du allergisch reagieren kannst.
Weiße Fliege
Die Weiße Fliege ist – anders als du aus ihrem Namen schließen könntest – keine Fliege, sondern eine Laus. Körper und Flügel der kleinen Laus sind mit einer weißen Wachsschicht überzogen. Das auch Mottenschildlaus genannte Insekt sitzt an der Blattunterseite und legt seine Eier an Ort und Stelle ab. Wächst die Pflanze, wachsen die bequemen Weißen Fliegen nach „oben“ mit.
Schadbild
Die Weißen Fliegen saugen an Blattzellen und Blattrippen. Sie sondern dabei den klebrigen Honigtau ab. Die Blätter werden fleckig und vergilben.
Vorbeugung und Abwehr
Die Gefahr, sich mit gekauften Jungpflanzen die Weiße Fliege nach Hause zu holen, ist ziemlich groß. Ziehe Deine Jungpflanzen daher besser selber vor. Ein Insektennetz ist wie immer ein guter vorbeugender Schutz.
Zu direkten Abwehr stehen dir einige Möglichkeiten zur Verfügung:
Gelbsticker ziehen die Insekten mit ihrer leuchtenden Farbe an. Am besten stellst oder hängst du die Gelbsticker direkt neben die betroffenen Pflanzen und schüttelst diese leicht. Die Weißen Fliegen stoben in die Höhe und bleiben auf den beleimten Gelbstickern kleben.
Setze gezielt Nützlinge ein, z.B. Florfliegen, Raubmilben oder Erzwespen. Sie alle vertilgen die Weiße Fliege mit Genuss.
Mehlige Kohlblattlaus
Es gibt etwa 800 Blattlaus-Arten. Jede Art hat sich dabei auf bestimmte Wirtspflanzen spezialisiert. Die Mehlige Kohlblattlaus – wie ihr Name schon verrät – auf Kohlpflanzen.
Diese Blattlaus ist eigentlich grün, durch ihre Bestäubung mit weißem Wachs wirkt sie grau-blau. Im Herbst legt die erwachsene Laus Eier an überwinternde Kreuzblütengewächse, z.B. Winterraps, Senf oder Winterkohlgemüse. Im Frühling schlüpfen die kleinen Blattläuse und vermehren sich sehr rasch. Andere Blattläuse wandern von außen in deinen Garten. Sie lassen sich dabei vom Wind tragen.
Schadbild
Die Mehlige Kohlblattlaus sagt an Blättern, Blattrippen, Stängeln, Knospen und sogar an Blüten. Sie schädigt damit nicht nur die Blätter, sondern auch die Rosen von Brokkoli oder Karfiol.
Vorbeugung und Abwehr
Wichtig ist die Kontrolle im zeitigen Frühjahr, damit du rechtzeitig Maßnahmen setzen kannst. Kleine Blattlauskolonien entfernst Du am besten durch Abstreifen mit einem feuchten Tuch oder Abspritzen mit einem scharfen Wasserstrahl. Fördere Nützlinge, indem du ihnen z.B. ein Nützlingshotel zur Verfügung stellst. Wohlfühlgarten für Nützlinge Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen, Ohrschlüpfer und viele mehr finden darin in den kalten Wintermonaten Unterschlupf und sie beginnen rechtzeitig im Frühling mit der Bekämpfung der Blattläuse. Du kannst auch gezielt Nützlinge einsetzen – diese gibt es im Fachhandel zu kaufen. Früher wurde zur Blattlausbekämpfung auch gerne Schmierseife eingesetzt. Verwende diese aber nur im äußersten Notfall, denn Sie vernichtet neben den Blattläusen auch viele nützliche Insekten.
Kohlgemüse-Arten wurden in den letzten Jahren immer beliebter. Leider nicht nur bei uns Menschen, sondern auch bei vielen Schädlingen. Achte daher rechtzeitig auf vorbeugende Maßnahmen – bei den meisten Schädlingen hilft das Aussperren mit einem feinmaschigen Insektennetz. Auch der Einsatz von Nützlingen ist eine gute Abhilfe.
Ein kleiner Trost zum Schluss: verlege den Anbau verschiedener Kohlgemüse auf den Herbst – denn zu dieser Jahreszeit sind die meisten Schädlinge nicht mehr aktiv – und zusätzlich kannst du dich über eine reiche Winterernte freuen! Wintergemüse: im September anbauen – im Winter ernten
Beitrag: DI Doris Kampas
Fotocredits: bio-garten