Im Hochsommer fällt der Gedanke an eine wärmende Tasse Tee etwas schwer. Dennoch ist zwischen Juli und September die beste Zeit, um Kräuter, Blüten und Samen für Tees zu ernten, zu trocknen und zu lagern. Lese hier, welches vielfältige Tee-Paradies bei dir wachsen kann und wie du daraus zahlreiche wärmende, heilende oder sogar kühlende Tees zauberst.

An Teemischungen aus dem eigenen Garten oder vom Balkon kommt kein gekaufter Tee heran. Aufgezogen aus Bio-Samen sorgst du von Anfang an dafür, dass deine Teepflanzen ohne unerwünschte (Spritz)mittel gedeihen. Viele Tees eigenen sich nicht nur zum Genießen, sondern auch gegen so manche winterliche Erkältungskrankheit wie Halsweh und Husten oder bei gereiztem Magen. Tee lässt sich wunderbar auf Vorrat lagern, bei manchen Teepflanzen ist sogar eine (bescheidene) Ernte im Winter möglich – dann, wenn der Tee seine heilende Wirkung entfalten soll. Deine Teepflanzen sind im Garten oder am Balkon und in der Küche meist mehrfach nützlich. Mit ihren Blüten locken sie Bienen und andere Insekten an, in Mischkultur vertreibt ihr Geruch Schädlinge und als Pflanzentee oder Jauche kannst du sie sogar zur direkten Schädlingsbekämpfung einsetzen. In der Küche dienen Teekräuter als Gewürz, Blüten als Verzierung und so manches Kraut auch als wichtige Zutat von Salat.
Welche Pflanzen eignen sich für Tee?
Für die Zubereitung eines Tees eigenen sich Kräuter, Blumen und Wildpflanzen, die du ganz einfach in deinem Garten oder am Balkon anbauen kannst. Als Faustregel gilt: nimmt je (großer) Tasse Tee einen Teelöffel Kraut und übergieße es mit heißem Wasser. Hier ein kleiner Überblick – unterteilt nach den verwendeten Pflanzenteilen.
Blätter
Die Blätter vieler Kräuter stecken voller Aroma und wertvoller Inhaltsstoffe für deinen Tee. Blätter verwendest du frisch oder getrocknet.
Brennnesseln: früher der Schrecken jedes Gärtners sind Brennnesseln mittlerweile wieder gern gesehen. Die Ernte aus dem eigenen Garten ist viel sicherer, denn in der Natur kommen Brennnesseln oft an Feldrainen vor – und bekommen dort von konventionell bewirtschafteten Feldern einiges an Spritzmitteln ab. Brennnesseln locken Schmetterlinge in den Garten, das Kraut lässt sich wie Spinat zubereiten. Für den Tee verwendest du frische oder getrocknete Blätter. Brennnesseltee wirkt blutreinigend und harntreibend und wird daher gerne zur 1–2-wöchige Frühjahrskur getrunken. Wichtig bei einer Brennnesselkur: ausreichend Wasser trinken, da der Tee entwässernd wirkt und Kopfschmerzen verursachen kann.
Drachenkopf: auch türkische Melisse genannt. Dieses interessante Kraut erinnert ein wenig an Zitronenmelisse, mit der es nahe verwandt ist. Es ist reich an verschiedenen ätherischen Ölen und Mineralstoffen. Für den Tee verwendest du sowohl Blüten als auch Blätter. Der Tee hat eine zitronig-frische, leicht exotische Note und passt auch gut als kühlender Sommertee. Kraut und Blüten kannst du auch als zierende Zutat in der Sommerküche (z.B. Salate, Desserts, Cocktails) verwenden.
Salbei: seine Blätter enthalten zahlreiche ätherische Öle, Flavonoide, Gerbstoffe und Bitterstoffe. Salbei hemmt Bakterien und Viren, speziell im Mund – und Rachenraum. Sein Tee ist besonders in der Winterzeit beliebt, wenn Halsschmerzen und Erkältungen das Leben schwer machen. Salbeitee eignet sich zudem zum Gurgeln, auch bei Problemen mit dem Zahnfleisch. Mit einem Löffel Honig verfeinert schmeckt Salbeitee – auch ohne gesundheitlichen Vorteil – richtig gut. Das Kraut passt nicht nur in den Tee: es verfeinert Fleisch- und Fischgerichte genauso wie Pasta.
Schafgarbe: von der Schafgarbe verwendest du Blätter und Blüten, wobei die Blüten etwas reicher an Inhaltsstoffen sind. In der Schafgarbe sind zahlreiche Mineralstoffe, Gerbstoffe und ätherische Öle. Diese wirken krampflösend – besonders im Bauchbereich. Geschmacklich etwas langweilig passt die Schafgarbe gut in Teemischungen. Die Tagesdosis von Schafgarbe sollte 4 g nicht überschreiten.
Thymian: im Frühling und Sommer erfreut uns Thymian mit seinen zahlreichen Blüten und lockt damit noch viel mehr Insekten an. Ganze Zweige mit Thymian verfeinern Grillgut oder mediterrane Gerichte. Im Winter ist uns Thymian ein ebenso wertvoller Helfer. Sobald die erste Erkältung mit Husten im Anmarsch ist, hilft dir ein Tee mit Thymian weiter. Denn das Kraut enthält das ätherische Öl Thymol, das schleimlösend und durchblutungsfördernd wirkt. Wie bei Salbei verstärkt sich die Wirkung, wenn du den Tee mit Honig verfeinerst.
Zimtbasilikum: Basilikum gib es in vielen Varianten, vom klassisch grünen Genovese über den würzig-asiatischen Thaibasilikum bis zum fruchtigen Zitronenbasilikum. Als Teekraut hervorragend geeignet ist Zimtbasilikum. Es ist würzig-süß mit deutlich zimtiger Note und verfeinert jede Teemischung. Zudem ist Zimtbasilikum reich an Mineralstoffen und Spurenelementen, die beim Ziehen in den Tee übergehen.
Zitronenmelisse: die stark wuchernde Pflanze passt gut in den Sommergarten und in den Sommertee. Die Inhaltsstoffe der Zitronenmelisse wirken entspannend, krampflösend und entzündungshemmend. Die zitronige Note erfrischt und kühlt an heißen Sommertagen. Zitronenmelisse passt natürlich nicht nur in den Tee. Das Kraut ist beliebt als Zutat für Desserts und Cocktails. Lasse aber auch immer etwas Zitronenmelisse im Garten stehen, denn sie ist bei Insekten sehr beliebt. Übrigens: das Kraut sät sich selbst aus: entferne die Blüten rechtzeitig, wenn du seine Ausbreitung im Garten eindämmen willst.
Blüten
Blüten verleihen deinem Tee nicht nur eine optische Aufhellung, sie verfeinern auch seinen Geschmack – meist durch eine liebliche oder süße Note. Blüten sind meist Zutaten zu Teemischungen, manchmal kommen sie auch solo in den Tee.
Kamille: ein Kamillentee ist die erste Wahl bei Magen-Darm-Beschwerden. Die lindernde Wirkung liegt an den ätherischen Ölen und Schleimstoffen der Pflanze. Der Tee wirkt zudem beruhigend und soll auch die Stimme „schmieren“ – z.B. vor Vorträgen oder anderen Bühnenauftritten. Für eine Tasse Tee benötigst du einen gehäuften Esslöffel Kamillenblüten.
Kornblume: die blauen Blüten ergänzen eine Teemischung mit ihrem blumigen, milden, leicht herben Geschmack. Kombiniere sie mit Ringelblumen, Kamillen und Fenchel.
Mauretanische Malve und wilde Malve: die essbaren Blüten passen in Desserts, Salate und Teemischungen. Die intensive rosa-violette Farbe der Blüten färbt auch den Tee. Besonders gut harmoniert Malve mit Fenchel und Thymian.
Ringelblumen: übergieße 2-3 Ringelblumenblüten für eine Tasse Tee. Die Bitterstoffe und ätherischen Öle wirken beruhigend auf den Magen und insgesamt entzündungshemmend. Ringelblumen verleihen dem Tee einen sanften Geschmack und wirken in Kombination sowohl mit anderen Blüten als auch Blättern oder Samen.
Samen
In den Samen mancher Pflanzen stecken heilkräftige Wirkungen und sie bestechen durch einen besonderen Geschmack. Darum werden sie als Gewürz oder zur Zubereitung von Tees verwendet.
Dill: das beliebte Küchenkraut passt als Gewürz in Saucen, zu Kartoffeln, Gurken und Salaten. Die Samen sind voller krampflösender und keimhemmender ätherischer Öle und wirken als Tee angenehm und beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt. Verwende sie in Kombination mit Fenchel und/oder Kümmel.
Fenchel: dieses wunderbare Gemüse ist in allen Teilen wertvoll. Die Knollen schmecken hervorragend in allerlei Gerichten, z.B. gedünstet, als Suppe oder Salat Das Kraut verwendest du zum Würzen und die Samen als Tee. Wie auch Dille ist Fenchel ein Doldenblütler und verfügt über ähnliche Eigenschaften. Die beruhigenden Eigenschaften von Fencheltee wirken nicht nur bei Babys.
Kümmel: der dritte magenfreundliche Tee im Bunde ist Kümmeltee. Er ist ebenso für Babys und Kleinkinder geeignet – aber natürlich auch für Erwachsene.
Tipp: in der Beet-Box für Teeliebhaber findest du 5 wunderbare Blumen und Kräuter, die du einzeln oder als Teemischung genießen kannst!
Der perfekte Erntezeitpunkt
Der richtige Zeitpunkt der Ernte entscheidet über Geschmack und Aroma deines Tees. Die Menge der Inhaltsstoffe hängt nicht nur von der passenden Jahreszeit ab, sondern auch vom Wetter und der Tageszeit.
Ernte Blätter an sonnigen Tagen, kurz vor Mittag. Jetzt ist der Gehalt an ätherischen Ölen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen wie Flavonoiden am höchsten, denn die Pflanzen schützen sich mit diesen Stoffen vor Sonnenbrand und Zellschäden. Das Aroma der Blätter ist kurz vor oder während der Blüte am höchsten. Schneide im Frühling die abgeblühten Blütenstände ab, um das Blattwachstum der Kräuter zu fördern. Oft setzen sie im Sommer zu einer zweiten Blüte an – nun ist der ideale Zeitpunkt für die Ernte. Schneide dazu ganze Stängel oder Triebspitzen ab.
Blüten schneidest oder pflückst du in voller Blüte, wenn ihre Farbe intensiv leuchtet. Achte darauf, dass die Blüten noch schön sind, denn oft verblühen sie nach 1-2 Tagen wieder. Regelmäßiges Ernten der Blüten fördert übrigens die Bildung neuer Knospen.
Für die Samenernte brauchst du etwas Fingerspitzengefühl. Die Samen müssen reif sein, dürfen aber noch nicht aus den Samenständen fallen. Schneide die abgeblühten Dolden samt Stiel ab, wenn die ersten Samen braun werden. Hänge die Stiele kopfüber über einem Küchentuch auf. Die Samen reifen nach und fallen auf das Küchentuch. Von dort kannst du sie leicht einsammeln.
So trocknest du deine Teekräuter
An der Luft: ideal für Blätter und Samen. Hänge sie gebündelt in kleinen Büscheln kopfüber auf und warte bis sie getrocknet sind. Samen werden wie oben erwähnt über einem Küchentuch getrocknet. Blätter sind fertig, wenn sie rascheltrocken sind. Ideal zum Trocken ist ein luftiger Dachboden oder eine überdachte, warme Terrasse.
Im Dörrgerät oder Backofen: rascher geht das Trocknen von Blättern im Backofen voran. Allerdings sollte die Temperatur 40° C nicht übersteigen, um Aroma und Inhaltsstoffe zu erhalten.
Lege Blüten in einer Lage auf ein Backpapier an einen warmen, nicht zu hellen Ort und lass sie langsam trocknen.
Tee mischen – so viele Möglichkeiten
Es gibt unendlich viele Varianten wie du Blätter, Blüten und Samen zu hervorragenden Tees kombinierst. Mache eigenen Experimente und entdecke die vielen Geschmäcker deiner Tees. Vielleicht gelingt dir ja sogar ein tolles neue Rezept.
Als Anregung findest du hier drei erprobte Teekombinationen:
Das Farbenspiel in der Tasse: Blüten von Wilder Malve und Ringelblume mit Blättern von Zimtbasilikum und Kümmelsamen. Dieser Tee hat eine mild-feine Würze und besticht durch seine gelb-violette Farbe. Ideal für den Herbst.
Sommerleichte Frische: kombiniere Zitronenmelisse und Drachenkopf mit Kornblumen-Blüten und Fenchelsamen. Ein erfrischend-zitroniger Tee mit leichter Süße. Auch als Eistee geeignet.
Süß-würziger Wintertee: mische Zimtbasilikum mit Kamillenblüten und ergänze Fenchel – und Kümmelsamen. Dieser Tee ist ideal für gemütliche Winterabende.
Lange haltbar – so lagerst du Tee richtig
Bevor du den Tee oder die einzelnen Zutaten lagerst, müssen sie vollständig getrocknet sein. Andernfalls schimmeln sie und deine ganze Ernte ist verloren. Fülle die getrockneten Kräuter und Co in luftdichte, dunkle Gefäße, z.B. in Blechdosen oder dunkle Gläser. Lagere deinen Tee kühl, trocken und dunkel. So halten die Zutaten etwa ein Jahr – dann verlieren sie an Aroma. Gut, dass du dich dann schon über eine neue Ernte freust.
Tipp: stelle deine Teemischung erst kurz vor dem Aufbrühen zusammen, dann schmeckt sie am besten.
Fazit
Tee aus dem eigenen Garten ist mehr als nur ein Getränk – es ist ein Stück Natur, das du dir zum Genießen in die Tasse holst. Für die Kräuter und Blumen ist schon am kleinsten Fleck oder zwischen anderen Pflanzen Platz – fürs Auge, die Küche und eine Tasse Tee.
Text: Doris DI Kampas