Die große Sommerhitze: so machst du deine Pflanzen trotzdem glücklich

Wochenlange über 30° C, kein Wölkchen am Himmel und kaum Regen: Was vor erst 20 Jahren noch als Traumwetter galt, macht uns heute immer mehr zu schaffen. Und nicht nur uns, auch die Tier- und Pflanzenwelt leidet. Längst vollzieht sich ein Wandel der Flora und Fauna – und das direkt vor unserer Haustüre. Lese hier, wie du deine Pflanzen vor der großen Sommerhitze schützt, welche sogar besser gedeihen und wie du mit neu angekommenen Schädlingen umgehst.

Steigt das Thermometer über 30° C wird es für viele Pflanzen ungemütlich. Während sie kurze Wärmephasen durchaus genießen und das Mehr an Sonne für ihr Wachstum nutzen, kehrt sich der Effekt nach mehreren heißen und trockenen Tagen um. Die Pflanzen reduzieren ihren Stoffwechsel auf ein Minimum, stocken im Wachstum und rollen ihre Blätter ein, um so wenig Wasser wie möglich zu verdampfen. Nutzt auch das nichts mehr, reagieren manche Pflanzen mit Notreife. Dazu stecken sie ihre ganze Energie in die vorzeitige Bildung von Blüten und Samen, um die Weiterhaltung ihrer Art zu garantieren. Anschließend sind die „Mutter“-Pflanzen so erschöpft, dass sie rasch eingehen. Die Notreife spielt besonders bei Gemüse eine Rolle, vor allem dort, wo wir an der Ernte von Blättern, Wurzeln oder Knollen interessiert sind, also z.B. bei Salat, Kohlrabi oder Karotten. Das Gemüse wird für uns unbrauchbar bzw. ungenießbar. Doch keine Sorge, es gibt einige Möglichkeiten, wie du Gemüse und Co auch durch die Sommerhitze bringst.

Gießen, gießen, gießen

Wasser ist das Lebenselixier aller Pflanzen. Mit Wasser transportieren sie Nährstoffe von den Wurzeln bis zur Blattspitze, verteilen Zucker und Stärke vom Ort der Photosynthese – also den Blättern – in alle anderen Pflanzenteile und nutzen es sogar als Klimaanlage. Wie das geht? Die Pflanzen verdunsten Wasser und entziehen dazu ihrer unmittelbaren Umgebung Energie. Die Luft rund um die Pflanzen kühlt sich ab – man nennt das auch Verdunstungskälte. Wenn du also im Wald unterwegs bist, ist es nicht durch den Schatten kühler, sondern durch die Verdunstung der vielen Bäume. 

Im heißen Sommer ist die Bewässerung daher besonders wichtig. Besser, als den Pflanzen gelegentlich mit dem Schlauch eine kalte Dusche zu verpassen, ist eine regelmäßige Bewässerung direkt dort, wo die Pflanzen das Wasser aufnehmen: in der Nähe der Wurzeln. 

Kostengünstige und wurzelnahe Bewässerungen sind Ollas, Wasserspender mit Reservoir oder Tonkegel, die du mit einer Pet-Flasche verschraubst. Sie sind ideal für die Bewässerung einzelner Töpfe, Troge, fürs Hochbeet oder am Balkon. 

Für Hochbeete und größere Gartenbeete ist eine Tröpfchenbewässerung die beste Lösung. Sie gibt das Wasser langsam und tropfenweise ab und kann gut von der Erde gespeichert werden. 

Mulchen

Im Sommer schützt eine dicke Mulchdecke die Erde vor Austrocknung. Als Much bezeichnet man organisches oder künstliches Material, mit dem du die Erde unter und zwischen deinen Pflanzen bedeckst. Verwende für deinen Bio-Garten vorzugsweise organische Stoffe. Sie zersetzen sich zwar mit der Zeit, reichern die Erde jedoch gleichzeitig mit Humus an und erhöhen damit die ihre Wasserspeicherkapazität. 

Folgende Mulchmaterialien halten im Sommer die Erde feucht:

  • Miscanthus-Mulch
  • Grasschnitt
  • Erntereste
  • Zerkleinerte Wildkräuter, z.B. Brennnesseln, Beinwell, Ackerschachtelhalm, Schafgarbe
  • Samen- und wurzelfreie Beikräuter
  • Schafwolle

Schatten für deine Pflanzen

Manchen Pflanzen wird es in praller Sonne einfach zu heiß. Zum Beispiel dem Basilikum, das einen Sonnenbrand auf seinen Blättern bekommt. Oder Kohlsprossen, die einfach nicht mehr weiterwachsen. Auch Lauch und andere Zwiebelpflanzen leiden unter zu viel Sonne.

Mit etwas Schatten sorgst du davor, dass sich deine Pflanzen wohler fühlen.  Hier ein paar Ideen für mehr Schatten im Beet:

  • Spanne ein Schattennetz
    Ein Sonnensegel oder ein über Stangen gebogenes Beschattungsnetz – beides sorgt für Abkühlung. Achte darauf, dass noch ausreichend Luft zu den Pflanzen kommt, sonst entsteht ein Hitzestau.
  • Stelle einen Sonnenschirm auf
    Eine einfach, aber effektive Lösung. 
  • Arbeite mit Mischkulturen
    Im Gemüsebeet beschatten größere und sonnenhungrige Pflanzen hitzegestresstes Gemüse. Buschbohnen wachsen gerne unter Zucchini oder Gurken und Kohlrabi und Salat im Schatten von Tomaten oder Paprika. 

Diese Pflanzen lieben Sommerhitze

Je heißer, desto besser. Zahlreiche Gemüsearten, Kräuter und Wildblumen gedeihen in heißen Sommern besonders gut. Hier eine kleine Auswahl:

Paprika und Chili: sind die Klassiker unter den wärmeliebenden Pflanzen und setzen bei Hitze ihre Aromen erst richtig frei. Der Schärfegrad von Chili hängt nicht nur von der Sorte ab – je trockener es ist, umso schärfer werden auch die Schoten. (Sortentipp: Chili Prairie Fire)

Melothria: wird auch mexikanische Minigurke genannt. Die Pflanze klettert bis zu 2 Meter hoch und benötigt dafür ein feinmaschiges Ranknetz, z.B. aus Jute. Sie trägt zahlreiche kleine Gurken, die laufend geerntet werden müssen. 

Andenbeere und Tomatillos: beide Gemüse sind eng miteinander verwandt, aber doch unterschiedliche Arten. 

  • Andenbeeren: bilden leuchtend orange, kugelförmige Früchte in einer lampionartigen Hülle. Die reifen Früchte passen in den Obstsalat, als Verzierung für Cocktails oder zum direkten Naschen. 
  • Tomatillos: sind die klassische Zutat zur mexikanischen Salsa. Die Früchte sind grün und befinden sich in einer weißen oder violetten Hülle. Sobald sie reif sind, springt die Hülle auf und die Früchte fallen zu Boden. 

Melonen: Sie gedeihen hervorragend bei Hitze, brauchen aber unbedingt regelmäßige und ausreichende Bewässerung, damit ihre Früchte saftig werden. Mittlerweile gelangen in Mitteleuropa auch Zucker- und Wassermelonen zur Reife. 

Kräuter: Salbei und Rosmarin führen die sonnenhungrigen Kräuter an, gefolgt von Thymian und Oregano. Auch Basilikum liebt Wärme, benötigt aber eher lichten Schatten. Weniger empfindlich gegen direkte Sonnenstrahlen ist rotblättriges Basilikum, griechisches Basilikum oder Zimtbasilikum.

Sonnenblumen: Was wäre ein Sommer ohne Sonnenblumen? Die leuchtend gelben Blüten richten ihre Köpfe im Tagesverlauf immer Richtung Sonne aus, um die maximale Energie für die Reife ihrer Kerne auszuschöpfen. Je nach deiner Vorliebe gibt es hochwachsende Sonnenblumensorten, z.B. Henry Wilde oder kleinwüchsige Sonnenblumen wie die Sorte Bambino, die du als strahlende Begrenzung für ein Beet nutzen kannst. 

Mohn und Kornblumen: ebenso undenkbar ist das Fehlen von Klatschmohn und Kornblumen. Mit etwas Glück wachsen sie in deinem Garten sogar von ganz allein, du kannst aber auch mit Bio-Samen nachhelfen. Und das in allen Farbvarianten, vom klassisch-roten Klatschmohn über orangenen Goldmohn bis zu weißen, blauen und rosa Kornblumen.

Wildsalbei: von Salbei gibt es nicht nur das bekannte Kraut, sondern auch zahlreichen Wildarten. Dazu gehören Steppensalbei, Quirlsalbei oder Wiesensalbei. Sie sind ausgesprochen genügsam und kommen mit hohen Temperaturen genauso zurecht wie mit wenig Wasser. Das Wildblumenbeet verzieren sie mit ihren zahlreichen, tiefblauen Blüten.