Was du alles für die allererste Ernte im Frühling anbauen kannst

Überwinterungsgemüse Chinakohl

Ob Ewiger-zu-spät-Kommer oder Immer-pünktlicher-Vorplaner – der Überwinterungsanbau von Gemüse klappt für jede/n.  Das Ergebnis ist die zeitigste Ernte im Frühling für die frischsten Vitamine im neuen Jahr. Welche Pflanzen für die Überwinterung geeignet sind und wie Überwinterungsanbau geht liest du in diesem Beitrag.

Überwinterungsgemüse baust du im Herbst an und erntest es im folgenden Frühling. Anders als Wintergemüse bleibt es also den Winter hindurch in deinem Beet, während du Wintergemüse bereits im Winter erntest. Viele Gemüsearten können beides, dir als Wintergemüse zur Verfügung stehen oder einfach bis zum Frühling im Beet bleiben. Sie erfrieren auch nicht, wenn sie von einer Schneedecke bedeckt sind.

Der Anbau von Überwinterungsgemüse hat viele Vorteile. Der Boden deiner Beete ist mit Pflanzen bedeckt und damit geschützt. Ein nackter Boden ist – nicht nur im Winter – Wind und Regen ausgesetzt. Diese blasen oder schwemmen wertvollen Humus weg, die Fruchtbarkeit des Bodens nimmt ab.  Die Pflanzen binden zusätzlich im Boden vorhandene Nährstoffe und verhindern, dass sie mit dem Regen in tiefere Bodenschichten oder ins Grundwasser sickern. Da gut bewachsener Boden kaum Platz für andere Pflanzen lässt, können sich Beikräuter weniger ausbreiten. 

Der größte Bonus von allen ist jedoch die sehr zeitige Ernte. Nach dem Anbau keimt das Gemüse noch im Herbst, ruht über den Winter und beginnt einige Wochen nach dem Jahreswechsel wieder zu wachsen. Ist es warm, kannst du dich bereits Ende Februar, Anfang März über die erste Salat- oder Spinaternte freuen. 

Anbauen für die Überwinterung – so geht’s!

Suche dir im ausklingenden Sommer oder Herbst ein bereits abgeerntetes Beet und befreie es von Pflanzenresten. Lockere den Boden mit einer Grabgabel oder Pendelhacke. Umgraben ist nicht notwendig, im Gegenteil. Das Wenden der Erde bringt die Bodenschichten durcheinander und zerstört über den Sommer angelegten Röhren der Regenwürmer. Diese sorgen für das Versickern von (Regen)wasser oder dienen Wurzeln als willkommene Wege in tiefere Schichten. Auch das Bodenleben leidet unter dem Umgraben. Sauerstoffliebende Arten werden nach unten befördert und ersticken dort, Mikroorganismen aus der Tiefe bekommen an der Oberfläche einen Sauerstoff-Schock. 

Nach dem Lockern, dem Zerkleinern großer Brocken und dem Glattrechen des Beetes geht es schon ans Anbauen. Die Hauptanbauzeit für Überwinterungsgemüse ist September bis Oktober, manche Gemüsearten kannst du auch noch später Anbauen – fast den ganzen Winter hindurch. 

Eine Besonderheit ist die Frostsaat: säe die Samen direkt auf den gefrorenen Boden oder eine dünne Schneedecke. Wenn es taut, sinken die Samen zu Boden, nutzen die Feuchtigkeit und keimen. Die Frostsaat ist von November bis Februar möglich. Im nächsten Kapitel findest du, welches Gemüse auch für die Frostsaat geeignet ist. Überwinterungsgemüse gedeiht im normalen Bodenbeet, im Hochbeet und Frühbeet genauso wie im Balkonkistchen oder Balkontrog.

Dieses Gemüse überwintert

Salate

Es gibt zahlreiche Salate, die frosthart und bestens für die Überwinterung geeignet sind. Wichtig ist die Auswahl der richtigen Sorte – folgende Salate bekommen garantiert keine Frostbeulen. 

Kopfsalat Wintermarie
Der Bio-Kopfsalat Wintermarie bildet rot-grüne, gekräuselte Blätter und einen lockeren Kopf. Er ist ausschließlich für den Anbau im Herbst geeignet – mit Ernte im Winter und Frühjahr. Anbauzeit ist August bis September, vereinzle die kleinen Pflänzchen nach 3-4 Wochen auf einen Abstand von 30 x 30 cm.

Kopfsalat Roter Butterhäuptl
Roter Butterhäuptl ist eine altbewährte, österreichische Sorte mit dichten, rot-grünen Blättern und buttrigem Geschmack. Der Anbau für die Überwinterung erfolgt im August, die Ernte beginnt im März. Der Salat benötigt 30 x 30 cm Platz, vereinzle zu dicht gesäte Pflanzen.  Den Roten Butterhäuptl kannst du auch zwischen März und Juli für eine Ernte im selben Jahr anbauen. 

Winterkopfsalat Valdor
Dieser leuchtend grüne, zarte Kopfsalat hat kräftige, leicht gewellte, hervorragend schmeckende Blätter. Das Salatherz ist hellgrün und zart. Als klassischer Überwinterungssalat erfolgt sein Anbau im September im Abstand von 30 x 30 cm, dichte Saaten müssen vereinzelt werden. Die Ernte erfolgt zwischen März und Mai des Folgejahres. 

Winterkopfsalat de Trémont
Der rot-grüne gefleckte Winterkopfsalat de Trémont ist ideal für den Anbau im zeitigen Frühjahr und im Herbst für die Überwinterung. Er ist besonders frosthart. Der Geschmack ist mild und aromatisch, es handelt sich um einen besonders dicht gefüllten Salat mit hellem, zarten Herz. Säe ihn im September im Abstand von 30 x 30 cm ins feinkrümelige Saatbeet. Auch dieser Salat muss vereinzelt werden. 

Pflücksalat Venezianer
Der milde Venezianer hat grüne, lanzettförmige, leichte gekrauste Blätter, ist nahezu bitterfrei und angenehm im Geschmack. Sein Anbau ist im zeitigen Frühjahr für die Ernte im Mai, im September für die Herbst- und Winterernte und im Oktober für den Überwinterungsanbau möglich. Säe den Pflücksalat dünn in der Reihe aus, Reihenabstand ist 30 cm. Ernte blattweise von außen, dann treibt Venezianer vom Herz ausgehend stetig neue Blätter nach. 

Feldsalat
Der auch Rapunzel oder Vogerlsalat genannte Feldsalat ist DER klassische Weihnachtssalat, darf aber auch darüber hinaus im Freien bleiben. Die Ernte ist den gesamten Winter bis in den März möglich. Danach streckt er sich und beginnt zu blühen. Säe Feldsalat ab September breitwürfelig und dicht aus. Die Aussaat ist gelingt bis in den Winter hinein, auch als Frostsaat im Jänner oder sogar Februar.  Den nussigen Salat erntest du am besten mit einer Schere, indem du die kleinen Pflanzen von den Wurzeln trennst und diese einfach im Beet lässt. Sie verrotten und verbessern den Boden. Bekannte Feldsalat-Sorten sind Vit, Verte à coeur plein 2 und Verte de Cambrai.

Asia-Gemüse

Wenn jemand hart im Nehmen ist und sich durch Eis und Kälte nichts anhaben lässt, dann sind es die verschiedenen Asia-Gemüse Sorten. Ihr Anbau erfolgt ab September, ist als Frostsaat den gesamten Winter möglich und auf offenere Erde wieder bis Mitte März. Sie sind also die idealen Gemüsesorten für die „Ewigen-zu-spät-Kommer“. Nach Mitte März solltest du Asia-Gemüse nicht mehr säen, da es als typische Langtagpflanze sofort zu blühen beginnt und keine Blätter mehr bildet. Asia-Gemüse erntest du wahlweise auf zwei Arten: entweder als einzelne Blätter, wie beim Pflücksalat, oder als ganze Köpfe bzw. Pflanzen. Entsprechend funktioniert der Anbau: planst du die Ernte der Blätter, säst du die Samenkörner dünn in der Reihe aus, Reihenabstand 25-30 cm. Für die Ernte ganzer Köpfe/Pflanzen lege alle 20-25 cm 1-2 Samenkörner in die Erde und vereinzle später auf je eine Pflanze pro 25 cm. 

Asia-Gemüse ist mehr als nur Salat: es passt z.B. in den Wok, ins Risotto, in Knödeln, als Gemüsebeilage, in die Suppe und in viele andere Gerichte. Hier eine Auswahl beliebter Sorten:

Pak Choi
Der bekannteste Asia-Salat sieht durch seine verdickten Blattstiele Mangold ein wenig ähnlich – beim näher Hinsehen erkennst du aber sofort den Unterschied. Er schmeckt mild und süß. Für die Kopf- und Blatternte. 

Purple-Frills
Die roten, stark gefiederten Blätter schmecken würzig-pikant, etwas scharf und pfeffrig. Ideal für die Blatternte. 

Golden Frills
Die grüne Variante von Purple Frills. Die Blätter sind länglich, stark gefiedert und dunkelgrün. Im Geschmack senfartig würzig. Ideal als Blatternte. 

Green in Snow
Große, grüne, etwas gewellte und gezähnte Blätter. Das Gemüse schmeckt senfartig-pfeffrig und wird nach dem Frost etwas milder. Für die Blatternte oder Schnitt der ganzen Pflanze. 

Red Giant
Dieses Aisa-Gemüse hat große rötlich besäumte Blätter, die leicht gekräuselt sind. Auch Red Giant gehört zu den würzigen Sorten, die nach Frost milder werden. Ernte als Blätter oder Kopf.

Rouge metis
Sehr dekorative Asia-Gemüse-Sorte, die gut in Salatmischungen passt. Die Blätter sind purpurrot überzogen, glatt und stark gefiedert. Mittelscharf und pfeffriger Geschmack. Ernte als Blätter. 

Spinat und Mangold

Spinat 
Er ist wohl das bekannteste Überwinterungsgemüse und wird schon seit langer Zeit im Herbst für die Frühjahrsernte angebaut. Mit der Aussaat bestimmst du den Erntetermin. Im März gesäten Spinat erntest du im April, die Saat im August oder September bringt eine Ernte im Spätherbst oder Winter und die Ende September bis November gesäten Samen versorgen dich im zeitigen Frühjahr mit frischen Spinatblättern. Spinat ist auch wunderbar für die Frostsaat geeignet. Lege die Spinatsamen alle 2-3 cm in die Erde, Reihenabstand ist 25 cm. 

Spinat erntest du immer blattweise. Wenn du das Pflanzenherz stehen lässt, treiben neue Blätter nach und die Ernte verlängert sich. Mit den länger werdenden Tagen im Mai wird der Spinat unbekömmlich, da er zu blühen beginnt. 

Besonders gut zum Überwintern eignen sich die Sorten Winterriesen und Butterflay. 

Mangold
In Regionen mit nicht zu kalten Wintern kann auch Mangold bis zum nächsten Frühjahr im Beet bleiben. Dann ist er ein klassisches Überwinterungsgemüse. Im Herbst werden die vorhandenen Mangoldblätter braun und schlaff, über den Winter gibt es keine Ernte. Erst im Frühling treiben aus dem Wurzelstock neue Blätter aus, die du bis Anfang Mai ernten kannst. Danach beginnt Mangold zu blühen. Baue Mangold zwischen April und August in Reihen mit je 35 cm Abstand an. Lege die Samenkörner in der Reihe alle 3-4 cm in die Erde. Mit der Sorte Rhubard Chard klappt die Überwinterung bei passenden Bedingungen sehr gut.

So sorgt du für dein Überwinterungsgemüse

Gießen oder nicht?

Wie jede Pflanze braucht auch das schon im Herbst gekeimte Gemüse Wasser, um nicht zu vertrocknen. Gieße junge Keimlinge daher regelmäßig. Im Winter reicht meist die natürliche Bodenfeuchtigkeit aus, damit dein Überwinterungsgemüse nicht verdurstet. In sehr trockenen Wintern bei Plusgraden musst du sie jedoch mit Wassergaben unterstützen. Sinkt die Temperatur auf den Gefrierpunkt und darunter, wird nicht mehr gegossen.

Schütze das Überwinterungsgemüse vor der Kälte 

Auch wenn dein Gemüse frostfest ist und gut mit den eisigen Temperaturen zurechtkommt, freut es sich über Unterstützung an kalten Tagen. Ein Vlies oder Frühbeet-Aufsatz schirmen das Gemüse vor zu eisigen Temperaturen und Winden ab. Gerade kalte Winterwinde können Blätter beschädigen und öffnen damit Eintrittspforten für Pilzerkrankungen.  Im zeitigen Frühjahr beschleunigt die Abdeckung das Wachstum, du erntest mit Vlies und Co um bis zu zwei Wochen früher.  

Fazit: Nutze leere Beete im Herbst für den Anbau von Überwinterungsgemüse. Du unterstützt die Natur und sorgst für deine frühe Frühlingsernte. 

Text: DI Doris Kampas